Viva Colonia: die Geschichte der Stadt zur Zeit der Römer

Als die heute mit 1,75 Millionen Einwohnern größte Stadt des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen im Jahr 19 vor Beginn unserer Zeitrechnung von dem römischen Feldherrn und Politikers Marcus Vipsanius Agrippa gegründet wurde, handelte es sich lediglich um eine kleine Siedlung für das germanische Volk der Ubier am linken Rheinufer. Der damalige Siedlungsplatz befand sich auf einem vor Hochwasser geschützten Hügel im Bereich des heutigen Alten Markts. Der Ort profitierte in der Folgezeit von der geografisch günstigen Lage am Handels- und Transportweg Rhein. Die Anbindung an die Fernstraßen nach Bitburg, Trier und Lyon sorgte ebenfalls für schnelles Wachstum und steigenden Wohlstand. Mit der Errichtung des großen Altars „Ara Ubiorum“ um das Jahr 0 wurde die Siedlung zur Basis für die geplante, nach der verlorenen Schlacht im Teutoburger Wald jedoch aufgegebenen Eroberung des rechtsrheinischen Germaniens. Die zunächst offiziell zur römischen Kolonie und im Jahr 50 nach Christus auch zur Stadt erhobene Siedlung „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ blieb als Standort einer Garnison und der Rheinflotte „Classis Germanica“ aber bis zur Eroberung durch die Franken und dem Ende der römischen Herrschaft im fünften Jahrhundert strategisch sehr bedeutsam. Beeindruckende Überreste römischer Bauwerke können heute in der gesamten Innenstadt besichtigt werden.

Altare, Tore und Thermen: Ruinen römischer Bauwerke im heutigen Köln

Als wichtigstes architektonisches Zeugnis aus der Zeit der Römer gilt das um das Jahr 4 nach Christus erbaute „Ubiermonument“ an der Ecke der heutigen Straßen Mühlenbach und Am Malzbüchel unweit des Lichhofes. Das in der Fachliteratur auch als „Hafenturm“ bekannte Bauwerk diente wahrscheinlich als Wachturm der Stadtbefestigung. Die Reste des Gebäudes können immer am ersten Donnerstag im Monat jeweils von 14.00 bis 17.00 Uhr kostenlos besichtigt werden. Im 3. Jahrhundert deutlich später erbaut, aber ebenso sehenswert, ist der mit unterschiedlich farbigen Gesteinen ornamental reich geschmückte Römerturm an der Zeughausstraße. Der knapp 6 Meter hohe Turm in unmittelbarer Nähe des benachbarten Kölnischen Stadtmuseums ist seit 1980 denkmalgeschützt und befindet sich in Privatbesitz. Ebenfalls von der einstigen römischen Stadtmauer erhalten geblieben ist ein kleiner Abschnitt am Mauritiussteinweg nahe des U-Bahn-Hofes Poststraße. Von der großen römischen Thermenanlage zwischen Cäcilienstraße und Kämmergasse nahe des Neumarkts sind heute nur noch die im Jahr 2007 bei Ausgrabungen gefundenen Fundamente vorhanden.

UNESCO-Welterbe Kölner Dom: Wachstum und Bedeutung der Stadt im Mittelalter

Im Mittelalter zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert wuchs die Einwohnerschaft Kölns von ca. 15.000 auf 40.000 Personen an. Die Epoche war von der Herrschaft der Franken und deren Königsgeschlechtern Karolinger und Merowinger geprägt. In der Stadt lebte seinerzeit ein buntes Völkergemisch aus Franken, anderen germanischen Stämmen und Römern. Handel und Handwerk florierten, ab dem 7. Jahrhundert erlangten speziell auch die Kölner Bischöfe mehr politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Interne Machtkämpfe unter den Franken schwächten diese jedoch nach außen nachhaltig, sodass Raubzüge dänischer Wikinger gegen Ende des 9. Jahrhunderts nicht abgewehrt werden konnten. Zur Jahreswende 881/882 wurde Köln von Normannen geplündert und gebrandschatzt sowie fast vollständig zerstört. Nur der Vorgänger des heutigen Doms, der um 860 fertiggestellte Hildebold-Dom und die erste Kirche St. Severin aus dem 4. bis 6. Jahrhundert blieben erhalten. Nach dem schnell erfolgten Wiederaufbau folgte ab Mitte des 10. bis Ende des 13. Jahrhunderts eine lange Phase erzbischöflicher Macht über Köln. In dieser Periode wurden viele bis heute erhaltene oder rekonstruierte Profan- und Sakralbauten erbaut. Neben dem Rat- und Stapelhaus sowie dem bundesweit ältesten Patrizierhaus, dem Overstolzenhaus von 1230, ist hier vor allem das weltweit berühmteste Bauwerk der Stadt, der Kölner Dom, zu nennen.

Die meistbesuchte Attraktion Deutschlands: bis zu acht Millionen Besucher pro Jahr

Der offizielle Baubeginn des neuen Doms war der 15. August 1248. Dessen Bau war notwendig geworden, weil die Räumlichkeiten im alten Dom für die zahlreichen Pilger, die dort seit 1164 die Dreikönigsreliquien sehen wollten, nicht mehr ausreichten. Nachdem bis zum 15. Jahrhundert die Arbeiten fortgesetzt wurden, und das Bauwerk langsam seine heutige Form annahm, kam es jedoch spätestens ab 1530 aus finanziellen Gründen zu einem weitreichenden Baustopp. Schon mit Beginn der Reformation ab 1517 wurden die bis dahin für die Baumaßnahmen verwendeten Erlöse aus dem nun stark kritisierten Ablasshandel und damit auch das Pilgeraufkommen immer geringer. Im Jahr 1531 wurde schließlich noch der deutsche Kaiser Ferdinand I. feierlich im Dom gekrönt, dann ruhten sämtliche Arbeiten am Gebäude bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Zwischen 1744 und 1770 wurden manche der Innenräume im Stil des Barock neu bzw. umgestaltet. Unter der Besetzung der Stadt durch französische Truppen ab Oktober 1794 sollte auch der Dom stark leiden. Der goldene Dreikönigenschrein war schon vor dem Einmarsch in Sicherheit gebracht worden. 1796 wurde der Dom für Gottesdienste geschlossen und als Pferdestall, Waffenmagazin und Kriegsgefangenenlager genutzt. Die Bleideckung des Binnenchordaches und zahlreiche Bronzebildwerke wurden für Munition eingeschmolzen, hölzerne Wappenschilde und anderes Mobiliar im kalten Winter 1797/98 als Brennholz verwendet. Schon vor dem Abzug der Franzosen 1814 war der Dom ab 1801 wieder als Pfarrkirche zugelassen, 1821 wurde er wieder zur Bischofskirche. Nach langen Differenzen und Diskussionen zwischen den Katholiken und Protestanten der Stadt über die Neuaufnahme der Bauarbeiten wurde 1842 zunächst der Zentral-Dombau-Verein zur Finanzierung gegründet und im September desselben Jahres durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. der Grundstein für die Vollendung gelegt. Im Oktober 1880 wurde der Dom nach mehr als 600 Jahren Bauzeit endlich vollendet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk durch Bombentreffer schwer beschädigt. Im April 1967 fand hier die Begräbnisfeier für den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer statt. Seit 1996 gehört der Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Wo Tradition auf Moderne trifft: Die Stadt Köln in der Gegenwart

Nachdem im Laufe der 1950er und 1960er Jahre der Wiederaufbau der durch alliierte Bombenangriffe schwerbeschädigten Altstadt größtenteils vollzogen war, konnte sich Köln auch langsam wieder als Kulturmetropole von überregionaler Bedeutung etablieren. Bereits 1957 wurde das neue Opernhaus am Offenbachplatz eröffnet, es folgten viele Museumsneugründungen. Zu den bis heute bekanntesten Häusern zählen vor allem das Römisch-Germanische Museum (1974), das Museum für Ostasiatische Kunst (1977), das Wallraf-Richartz-Museum (1986) und das Schokoladenmuseum (1993). Die 1980er Jahre waren außer von der Eröffnung der Philharmonie an der Bischofsgartenstraße (1986) vom Wandel Kölns zum wichtigen Medienstandort geprägt. Seit 1987 hat der deutschsprachige Privatsender RTL seinen Sitz in der Stadt. In den zwischen 2005 und 2010 umfangreich umgebauten Rheinhallen befindet sich heute ein ca. 80.000 m² großes Sendezentrum der Mediengruppe. Insgesamt verzeichnet die lokale Medienlandschaft etwa 30.000 bis 40.000 Beschäftigte. Von diesen arbeiten aktuell ca. 3.500 beim Westdeutschen Rundfunk (WDR). Die Studios und Redaktionen des Deutschlandfunks liegen in Köln-Marienburg. Die DuMont Mediengruppe ist der größte Verlag für Tageszeitungen in Köln, der Sitz des bundesweit tätigen Unternehmens befindet sich in der Amsterdamer Straße im Stadtteil Niehl. Ebenfalls in Köln ansässig sind der für Bildbände bekannte Taschen-Verlag, der Stammsitz der international tätigen Buchhandlung Walther König und seit 2010 auch die Bastei Lübbe AG. Ein großer Medienstandort in Köln ist auch der zwischen 1992 und 2003 auf dem Gelände eines ehemaligen Rangierbahnhofs erbaute, gut 20 Hektar große Mediapark am Hansaring. Seit 2001 steht dort das mit 165,5 Metern aktuell höchste Bürogebäude der Stadt, der Kölnturm. In den 43 Stockwerken des von Weitem sichtbaren und silbern in der Sonne glitzernden Gebäudes logieren ca. 250 Firmen vorrangig aus dem Medien- und Kommunikationsbereich mit zusammen gut 5.000 Beschäftigten.